Bäume gehören für uns zum gewohnten Stadtbild. Wir nehmen sie als Selbstverständlichkeit wahr. Doch jeder Stadtbaum muss gut durchdacht sein, denn nicht jede Baumart eignet sich für jeden Standort oder ist als Stadtbaum geeignet. Gerade in Zeiten des Klimawandels müssen Städteplaner Bäume verstärkt in die Infrastruktur integrieren und inzwischen auch neue Baumarten ins Auge fassen, die den neuen Anforderungen wie Trockenstress gewachsen sind. Die Eignung eines Stadtbaums unter urbanen Bedingungen steht im Vordergrund. Baumarten, die anspruchsloser sind, eigenen sich vor allem dann am besten, wenn sie mit den speziellen Anforderungen des Stadtstandorts zurechtkommen, wenig Pflege bedürfen und geringe Kosten verursachen.
Der Straßenbaum
Welche Kriterien ein Stadtbaum erfüllen muss, hängt stark von seinem Standort ab. Ein Parkbaum unterliegt nahezu natürlichen Bedingungen. Im Vergleich dazu herrschen an Straßen die ungünstigsten Voraussetzungen für einen Baum. Der größte Teil der Bodenfläche ist durch Asphalt versiegelt, so dass viel weniger Regenwasser versickern kann und Wassermangel herrscht. Der Boden darunter ist stark verdichtet und behindert das Wurzelwachstum. Zudem werden die Wurzeln nicht ausreichend belüftet, weil in einem verdichteten Boden nicht genug Luftporen mit Sauerstoff vorhanden sind. Den Weg versperren außerdem Wasserrohre und Versorgungsleitungen, die durch die Baumwurzeln nicht beschädigt werden sollen. Der Wurzelraum eines Straßenbaums ist dadurch stark eingeengt. Das Gleiche gilt für Bäume auf versiegelten Plätzen. Bäume an Standorten mit versiegeltem Boden und unterirdischen Rohren und Leitungen dürfen folglich keine tiefen Wurzeln entwickeln, was für die Wahl der Baumart entscheidend ist. Die Wurzeln eines Straßenbaums sind außerdem gefährdet durch Beschädigungen bei Straßenbauarbeiten oder der Verlegung von Leitungen. Neben Beschädigungen an der Wurzel muss eine Baumart Beschädigungen am Stamm tolerieren können, wenn ein Baum angefahren wird. Ein Straßenbaum muss den Umweltbelastungen gewachsen sein. Dazu gehören nicht nur die Autoabgase, sondern beispielsweise auch Streusalz im Winter oder Hundeurin. Verkraftet eine Baumart all diese negativen Einflüsse sowie die Klimaveränderungen nicht und erkrankt ein Baum oder stirbt ab, gefährdet er die Verkehrssicherheit. Zu beachten sind auch die natürlichen Eigenschaften des Baums hinsichtlich der Verkehrssicherheit. Laub, Blüten, Früchte und Äste dürfen nicht zu einer Gefahr im Straßenverkehr werden. So müssen die Äste bruchsicher sein. Der ästhetische Aspekt eines Straßenbaums ist also sekundär.
Die Lebenserwartung eines Stadtbaums
Stadtbäume leben im Vergleich zu Bäumen in freier Natur nur halb so lange. Straßenbäume haben sogar eine noch viel geringere Lebenszeit, nämlich nur 25 Prozent der Lebensdauer eines Baums in der freien Natur. Ein Baum, der in einer natürlichen Umgebung 200 Jahre alt wird, erreicht an der Straße gerade einmal 60 Jahre. Die schlechten Standort-, Umwelt- und Klimabedingungen eines Stadtbaums wirken sich also negativ auf seine Lebenserwartung aus.